Home Vitae Repertoire Tonträger Konzerte Kritiken  
             
 

Fono Forum 02/2006
01.02.2006
Jörg Hillebrand

Oboe in Dialog und Wettstreit
Konzertantes für und Kammermusik mit Oboe hat Interpreten und Produzenten in den vergangenen Wochen zu zahlreichen Neu- und Ersteinspielungen motiviert. Einige befördern den edlen Ton des Instruments zusätzlich durch Mehrkanaltechnik.
...
Dominiert wurde das Solo-Repertoire für Oboe in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch Quartette mit Streichtrio. Drei davon, jedes bestehend aus einem dynamischen Allegro, einem elegischen Mittelsatz und einem beschwingten Kehraus, schrieb der französischstämmige, in Kassel geborene Louis Massonneau (1766-1848), der lange Jahre als Hofkapellmeister in Schwerin wirkte. Sie stehen mit beiden Beinen in der Wiener Klassik und fordern jeden Musiker als gleichberechtigten Partner. Nur konsequent also, daß das Ensemble Più vom Tonmeister absolut ausgewogen abgebildet wurde. Oboist Andreas Gosling, Mitglied der Essener Philharmoniker, pflegt einen Ton von klassischer, unaufdringlicher Schönheit.


Rohrblatt 4/2005
01.12.2005
Diether Steppuhn

…Massonneau muß das Schaffen seiner Zeitgenossen gut gekannt haben: der Adagio-Mittelsatz der ersten und vor allem der Andante-Mittelsatz der zweiten Sonate etwa erinnern mit ihren für den Solisten schmeichelhaften Pizzicato-Begleitungen über sparsame Streichersequenzen an Mittelsätze beispielsweise in Mozarts Violinkonzert KV 216 oder in Hummels Trompetenkonzert E-Dur: das erste Adagio enthält einen überraschenden Moll-Teil und verlangte bei Sprüngen in ganz hohe Lagen noch mehr an höchster Spielkunst als heute, weil es damals noch keine Oktavklappen gab; aufhorchen läßt auch der Andante-Mittelsatz des letzten Werks in C-Dur, der – gleichfalls als Variationssequenz konzipiert – den Streichern immer wieder solistisches Brillieren erlaubt, aber auch dem Oboisten mit Zweiunddreißigstel-Läufen hohe Technik abverlangt. Die Schlußsätze sind stets heiter beschwingt, im F-Dur-Quartett abwechslungsreich als Variationsfolge komponiert – einmal wird der Oboe sogar ein dreigestrichenes Sforzato-e zugemutet.
Diese drei hübschen Oboenquartette – zwei davon als Ersteinspielung – sind auf dieser SACD in angenehmer Raumtechnik ohrenschmeichlerische Preziosen einer Zeit, in der rund um das uns noch heute Bekannte unendlich viel „Auch Schönes“ komponiert wurde und nicht nur die damaligen Hörer erfreute, sondern auch zu unserem Entzücken ein unendlich viel größeres Spektrum kleiner und großer Meisterschaft zur Zeit der Wiener Klassik und in den Folgejahren eröffnet.


Crescendo 07/2005
01.11.2005
HGV

Als Sohn eines französischen Küchenmeisters wuchs Louis Massonneau an deutschen Höfen auf, für die er als Violinist, Komponist und Kapellmeister tätig wurde. Höfischen Esprit – nobel, elegant und gelegentlich etwas selbstgefällig – atmen auch seine Quartette für Oboe und Streichtrio. Die drei wahrscheinlich 1798 entstandenen Oboenquartette, von denen zwei auf dieser CD als Ersteinspielungen erscheinen, sind der Tradition der Wiener Klassik verpflichtet, ohne den schon aufmüpfigen Geist eines Mozart zu verbreiten. Gleichwohl zeigen sie Einfallsreichtum, der bloße Gefälligkeitsmusik übertrifft. Das Ensemble Più entfaltet einen plaudernden Dialog zwischen den Streichern und der Oboe, der von Massonneau reichlich Gelegenheit zur virtuosen Entfaltung gegeben wurde.


Ensemble - Magazin für Kammermusik 5/2005
01.10.2005
Georg Waßmuth

Louis Massonneau war ein fleißiger Mann. Neben zahlreichen Autografen lagert heute noch in der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern sein „Ludwigsluster Diarium“, ein fein säuberliches Verzeichnis sämtlicher aufgeführter Musikstücke in „teutschen Landen" aus den Jahren 1803 bis 1837. Massonneaus Oboenquartette sind absolut keine Gefälligkeitsmusik zum Teegebäck. Streichtrio und Soloinstrument korrespondieren in einem dichten musikalischen Kontext, der von Esprit und Geist durchwoben ist. Der Oboist Andreas Gosling und das Ensemble Più fegen souverän den Staub von diesen kleinen Kostbarkeiten.


RBB Kulturradio 23.09.2005
23.09.2005
Cornelia Schönberg

Diese Neuerscheinung macht schon einmal mit dem Etikett Ersteinspielung auf sich aufmerksam, das stimmt und betrifft das 2. und das 3. Quartett. Sie lenkt das Augenmerk einerseits auf unbekannte Musik in ausgesprochen attraktiver Besetzung, zum anderen aber auch auf ein Stück deutscher Musikgeschichte, die ebenfalls weitestgehend in Vergessenheit geriet – die Geschichte der Hofkapelle zu Mecklenburg-Schwerin….
Die Oboenquartette sind als Zyklus komponiert, alle in der gleichen Dreiteilung mit der Satzfolge schnell-langsam-schnell. Massonneau hat sich von der gängigen Literatur inspirieren lassen, ist also kein Neuerer, bringt aber so manches besondere Talent mit ein. Er hat ein Händchen für einprägsame Melodien, wandert geschickt durch nahe und ferne Tonarten, baut kleine Überraschungen in den Ablauf ein, besitzt sogar Haydn’schen Witz. Und das Schöne an der Sache – kein Satz fällt ab, wie man das so oft bei den "Kleinmeistern" konstatiert. Die Stimmen sind gleichberechtigt, also keineswegs als Oboe plus Begleitung anzusehen….
Das Ensemble Più, das sich aus nordrhein-westfälischen Orchestermusikern zusammensetzt, macht seine Sache gut. Der Oboist Andreas Gosling vermag sich mit der nötigen Virtuosität in Szene zu setzen, mit den drei Streichern ist er harmonisch eingespielt. Der Einsatz der Musiker für den unbekannten Massonneau und die Edition (Ausgabe mit moderner Technik als SACD) sind verdienstvoll.


RHEINISCHE POST vom Samstag, 20.11.2004
CD-TIPP (345)


Cousine Petra ist eine vorzügliche Oboistin, und schon als Vetter-Knirps lauschte ich andächtig, wie sie mit ihrem Instrument selbst wilde Tiere hätte besänftigen können. Leider, so klagte sie mal, gebe es nicht so viel schöne Literatur für Oboe wie etwa für Klavier.
Der Klagenden kann geholfen werden, denn ich habe Kostbarstes für Oboe solo entdeckt: die sieben Bagatellen des kaum bekannten englischen Komponisten Gordon Jacob (1895—1984). Das sind anrührende, immer gesangliche, teils ernste, teils witzig keckernde Kleinodien, die der Welt sanftes Hirtenaroma verleihen.
Auf einer reinen Jacob-CD wird dieser Meister (er war Schüler von Ralph Vaughan Williams und Adrian Boult und lehrte später selber am Royal College) vom Ensemble Più (mit dem famosen Oboisten Andreas Gosling) fein und sorgfältig porträtiert. Jacob war das Gegenteil des Neutöners, seine Musik ist zuerst fürs Ohr gedacht; keine Angst vor Terzen. Dass Jacob eine Ader für Pastorales hatte, zeigt die lauschige Schönheit seines Oboenquartetts.
Übrigens hat Jacob jemals weder dieses noch ein anderes Instrument gespielt, seine Hand war kaputt. Aber er hat so viel von allen gewusst, dass er Bücher über Orchestrierung schreiben konnte. Das nennt man erworbene Kompetenz.

Wolfram Goertz


"www.Klassik-Heute.de" schreibt am 07.09.2004:

Er war ein unzeitgemäßer Zeitgenosse, der Engländer Gordon Jacob, der noch im 19. Jahrhundert geboren wurde und 1984 in biblischem Alter starb, bis zuletzt unbeeindruckt und unbeirrt von den Dogmen der Avantgarde. Ganz im Gegenteil: Der "intellektuelle Snobismus mancher progressiver Künstler" stieß ihn erklärtermaßen ab, den musikalischen Fortschritt betrachtete er mit Skepsis und Mißmut. "Wenn eines Tages jede Melodie verschwindet, wird man auch die Musik vergessen können", gab er selbstbewußt zu Protokoll. In Großbritannien zählte er gleichwohl zu den etablierten Meistern, er lehrte über Jahre und Jahrzehnte am Royal College of Music in London und wurde überdies mit einem Kompositionsauftrag für die Krönungszeremonie der Königin Elizabeth II. geehrt.
Das kurzweilige Programm des Ensemble Più porträtiert Gordon Jacob als
einen geistvollen Miniaturisten: mit den Bagatellen für Oboe solo,
einem Spätwerk von 1969; mit der Ersteinspielung der Six Shakespearian
Sketches für Streichtrio (1946), denen jeweils ein Zitat des englischen
Dichters und Dramatikers vorangestellt ist; und zu guter Letzt mit dem
1938 komponierten Oboenquartett. Nostalgischer Charme und origineller
Spielwitz halten sich die Waage in Jacobs Musik, die durchaus mit
kauzigen Einfällen und schrägem Humor überrascht, stets jedoch dem
altmodischen Ideal formaler Schönheit und Eleganz verpflichtet bleibt.
Die ganz ausgezeichneten Instrumentalisten des Ensemble Più fühlen sich
in dieser hochkultivierten musikalischen Sphäre unverkennbar zu Hause,
sie wahren in allen Momenten - den elegischen, den tänzerischen, den
komödiantischen - das rechte Maß: die noble britische Gediegenheit.
Ihnen gebührt ein uneingeschränktes Lob, und nur die mit kaum 43
Minuten allzu kurz ausgefallene Spieldauer der CD verdient einen Tadel.
- Künstlerische Qualität: 9, Klangqualität: 9, Gesamteindruck: 9
(Bewertungsskala 1 - 10)

Wolfgang Stähr


Die Zeitschrift "Stereoplay" schreibt in der September-Ausgabe 2004:

Gordon Jacob (1895-1984) hat stets im Schatten seiner britischen Zeitgenossen und Landsleute Elgar, Holst oder auch Britten gestanden. Gefragt war er im eigenen Lande in erster Linie als Kompositionslehrer, zu seinen Schülern zählte etwa Malcolm Arnold. Das Handwerk der Instrumentation beherrschte er so hervorragend, dass sich selbst sein Lehrer Vaughan Williams wiederholt von ihm beraten ließ und namhafte Instrumentalisten seiner Zeit sich bei ihm Stücke für ihr bestellten. So entstand das vorliegende Quartett für Oboe und Streichtrio 1938 für den legendären Leon Goosens und die sieben Bagatellen für Oboe solo 1969 für die renommierte Sarah Francis. Die originellen "Six Shakespearian Sketches" für Streichtrio (1946) belegen Jacobs Tätigkeit als Autor von Shakespeare-Bühnenmusiken. Das ergibt ein musikalisch höchst ansprechendes Raritätenprogramm (Trio und Quartett neu im deutschen Katalog), das vom ambitionierten Ensemble Più (exzellent der Essener Oboist Andreas Gosling!) mit der gebotenen musikantischen Leichtigkeit und tonlichen Delikatesse realisiert wurde. - Interpretation: 9, Klang: 9, Repertoire: 9 (Bewertungsskala 1 - 10)

Holger Arnold

noch mehr Kritiken finden Sie auf unserer Seite bei AUDITE
 
Hörprobe der Debüt-CD's
CD's-Bestellen